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Chum mir gönd z’Alp

Von Sheila Eggmann · Am 7. September 2015 · 1'453 Mal gelesen


Aus dem Alltag aussteigen und für einen Sommer lang etwas völlig anderes machen. Diesen Wunsch haben sich Dani und Carole, ein junges Pärchen aus Winterthur, erfüllt. Von Mai bis September bewirtschaften sie eine Alp hoch über Einsiedeln. Das nächste Dorf ist in einer Stunde Fussweg erreichbar, Handyempfang gibt es keinen und erst recht kein Internet. Ich habe die beiden besucht um zu sehen, wie sie mit ihrem neuen Leben zurechtkommen.

Die Fahrt zur Alp ist abenteuerlich. Auf einer schmalen Strasse, rechts die Felsen, links der Abgrund, fahren mich Dani und Carole mit Tempo 20 zu ihrem neuen zu Hause – die Alp „hintere Chrummflue“. Ich sehe mich schon den Berg hinunterstürzen und bereue für einen kurzen Moment, nicht den Fussweg genommen zu haben.

„Du hast noch Glück, das letzte Mal brauchten wir etwa zehn Versuche, bis unser Auto das steilste Stück überwinden konnte“, gesteht mir Carole.

Trotzdem freue ich mich, als ich oben ankomme. Die Aussicht macht die Fahrt wieder wett. Auf dem Anwesen stehen zwei Häuser, zum einen der Kuhstall und zum anderen das Wohnhaus. Dahinter sehe ich einen Tannenwald und die Bergspitzen. Wir können gerade die Sonne beobachten, wie sie hinter dem Stall untergeht. Hier leben sie also: der gelernte Zimmermann und die Ergotherapeutin, zusammen mit zwei Kühen, dreizehn Rindern, zwei Kälbchen, fünf Hühnern und einer Katze. Mehr Tiere werden folgen. „Diesen Sonntag wird ein Landwirt wieder etwa zwanzig Rinder hinaufbringen, dann wird es etwas mehr Arbeit geben“, bemerkt Dani.
Strenger Morgen
Jeweils um 6:30 steht Carole morgens auf. Aus ihrem Schlafzimmer führt der Weg vorbei an der Dusche, welche direkt neben dem Kühlschrank im Gang steht, nach draussen zu den Hühnern. „Lizzy ist die liebste, die kann man streicheln. Die Punti sitzt immer als erstes im Futtertrog und pickt alle und Schneeflöckli zieht mir jeweils die Würmer aus dem Garten – es wäre mir ja lieber, wenn sie die Schnecken fressen würde!“, erklärt sie mir lächelnd, während sie die Federviecher füttert. Nach der Fütterung heizen wir in der altertümlichen Küche den Ofen ein, um später Kaffee kochen oder Brot backen zu können. Danach ist es Zeit, in den Stall zu gehen und die beiden Kühe zu melken. Dani hat zu dieser Zeit bereits den Stall ausgemistet und bringt später die Tiere auf die Weide. Um 9 Uhr wird gefrühstückt. Am Tisch präsentiert mir Carole stolz die selbstgemachte Butter. Sie sei erstmals sogar viereckig und falle nicht auseinander! Ausserdem wird frische Milch, selbstgebackenes Brot sowie eigener Tannspitzenhonig aufgetischt.

„Der zMorgen ist eine heilige Zeit für uns“, erklären mir die Beiden.

Dann hätten sie den stressigsten Teil des Tages hinter sich.

Allwissender Kalender
Nach dem Frühstück wird jeweils der Kalender vorgelesen. Heute steht: „Der Macht der Gewohnheit unterliegen die Kleinen, der Gewohnheit der Macht die Grossen“ Wir streiten uns darüber, ob das nun ein guter oder ein unlogischer Spruch ist und entschliessen uns, ihn nicht an der Toilettenwand aufzuhängen. Hier kriegen nämlich die Besten einen Ehrenplatz. Der Kalender hat aber noch mehr als Sprüche zu bieten. Dort steht nämlich ausserdem, dass von 20:05 – 22:05 die besten Stunden des Tages seien. Und dass heute ein guter Tag für eine Gesichtspflege und das Einpflanzen von Wurzelgemüse sei. Auch die Entfernung der Haare soll heute weniger schmerzhaft sein! Trotzdem entscheiden wir uns, dass wir den spärlich vorhandenen Strom lieber für die Kamera als für den Epilierer brauchen wollen.
Routine stellt sich ein
Während ich mir nach dem Frühstück auf der Blumenwiese die Lernsachen bereitlege, ist Dani bei den Kühen und Carole pflanzt diverses Grünzeug an. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber der Kalender und ich hoffen, dass darunter auch Wurzelgemüse war. Bis um zwei Uhr sitze ich also auf dem romantischsten Lernplatz der Welt, Carole gräbt in ihrem geliebten Garten und Dani wuselt im Stall herum. Auf die Frage, was sie den Rest des Tages jeweils erledigen, antwortete mir Carole: „Dani zimmert, macht Weidenpflege (dabei werden die schädlichen Pflanzen aus der Weide gerupft) oder baut den Zaun für die nächste Weide. Ich bin meist mit Hausarbeit beschäftigt, mache Brot, Butter, giesse die Pflanzen oder bewirte den Besuch.“ Das Ganze klingt leichter, als es ist. Mir fällt auf, dass sie den ganzen Tag entweder mit Tieren, Pflanzen oder Gästen beschäftigt sind und nicht viel Zeit zum Ausruhen haben. Auch tragen sie die Verantwortung für die Tiere, welche die Bauern ihnen überlassen.

„Das ist uns am Anfang nicht ganz leicht gefallen: Die Verantwortung für etwas zu tragen, wovon wir nicht viel Ahnung haben“, gibt Dani zu.

Jedoch scheinen beide mit der Situation gut zurecht zu kommen: „Es gefällt uns sehr gut hier oben. Wir bereuen es nicht, den Alltag gegen einen Neuen eingetauscht zu haben- wenn auch nur für einen Sommer lang.“

Alp
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Sheila Eggmann

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